Die Lange Straße macht ihrem Namen alle Ehre und ist die mit 600 Metern wirklich längste Straße des Altstadtkerns. Auch für Lyonel Feininger persönlich hatte diese Straße große Bedeutung. Gern zeichnete er in die eine oder andere Richtung mit dem Blick auf die Stadtkirche oder das Stadttor, „16.9.21 Ribnitz i. M Feininger“ datierte und signierte er eine schnelle Skizze oder von ihm sogenannte Naturnotiz im Spätsommer des genannten Jahres.
Ach, und unser liebes Ribnitz… War auch eine Märchenstadt, und liegt in märchenhaft weiter Ferne.“ So lautet Julia Bergs vielzitierte Äußerung in einem Brief vom 15. Oktober 1905 an Lyonel Feininger.
Ihre Ribnitz-Aufenthalte verbinden Lyonel Feininger und seine spätere zweite Ehefrau Julia Berg mit ihrer hier beginnenden großen Liebe, die zeitlebens für beide unerschütterlich blieb und für
Feiningers Leben und Schaffen existentiell gewesen zu sein scheint. In der Langen Straße, von diesem Zeichenstandort aus ganz am Ende, stand das Hotel „Kaiserhof“, in dem Lyonel und Julia 1905 in den Zimmern 4 und 5, immerhin noch mit anderen Partnern verheiratet, offiziell getrennt logierten. Von hier aus führten sie ihre Spaziergänge über die Klosterwiesen auch vor die Tore der Stadt ins Grüne.