Zwei bekannte Zeichnungen gibt es von Lyonel Feininger von genau dieser gleichen Stelle in der Mühlenstraße, mit schnellem Bleistift festgehalten. Beide sind in der „Galerie im Kloster“, im Feininger-Kabinett zu sehen; die eine, von 1905, als Original, die andere mit Erlaubnis des Besitzers als Reproduktion. Der Betrachter kann ganz offensichtlich die Zeitspanne dieser künstlerischen Entwicklung Feiningers nachvollziehen.
Auch, wenn es zwischen 1905 bis zur Gegenwart erhebliche städtebauliche Veränderungen gegeben hat, sind die hauptsächlichen, in der Zeichnung zentralen Bauten gut wiederzuerkennen. In Detailliebe, Licht- und Schattenvielfalt strahlt das Blatt von 1905 eine idyllische Kleinstadtlandschaft aus. Man spürt fast die wärmende Sonne des späten Nachmittags. Vielfältig erschaffen Feiningers Bleistiftschraffuren dieses weiche stimmungsgeladene Hell und Dunkel.
Der strengere Bildaufbau von 1921 offenbart ihn dagegen in seiner heute eher bekannten Formensprache.
Dies Mühlenstraße ist die einzige Straße der Altstadt, die vom Süden her über die Lange Straße zum Bodden beziehungsweise Ribnitzer See führt.