In alter Zeit war es nicht nur üblich, Straßen nach ihrer Länge und Breite zu benennen, sondern auch im Hinblick auf die Berufe derer, die in dieser Straße wohnten. Insofern blickte der Weltkünstler Lyonel Feininger bei seinem vermutlich zweiten Ribnitz-Besuch 1921 erneut durch die ehemalige Präpositen-, Priester- oder Pastor-, heute „Predigerstraße“, auf den Turm der Stadtkirche St. Marien. Anders als bei seinem ersten Besuch 1905, komponierte Lyonel Feininger seine Zeichnungen nun in großzügigen Linienkonstruktionen, bezog Luftschichtungen, klar durchgezogene auf- und absteigenden Konturen der Häuserreihen und Straßenzüge sowie Volumina der Vegetation mit ein.
Leider versperren heutzutage gerade an diesem Ort der Autoverkehr und parkende Fahrzeuge einen freien Blick auf Feiningers Motive.
Bei Feiningers erstem Aufenthalt im Jahr 1905 gab es noch gar keinen „Kraftwagen“ in der Stadt; erst 1908 schaffte sich ein Ribnitzer Arzt einen „BW“ (Wagen für Berufszwecke) an. Er war der erste Autofahrer der Stadt. Mit seinem waren 1910 zudem noch insgesamt sieben Motorräder registriert.