Von diesem Standort aus erlebte der Deutsch-Amerikaner Lyonel Feininger zwischen 1905 und 1921 die Ribnitzer Klosterkirche anscheinend am eindrücklichsten. Ansonsten gäbe es sicher nicht so viele Bau- und Detailzeichnungen von diesem Kirchengebäude in gleicher Sichtachse.
Das 1323 gegründete Klarissenkloster war den strengen Bettelordensbauregeln unterworfen,
weshalb die einschiffige Hallenkirche, kaum gegliedert und fast schmucklos, in einfachster Form
errichtet wurde.
Aber genau diese Klarheit liebte der Künstler und übertrug die Architekturformen als zentrale
Bildmotive, künstlerisch überhöht, in sein 1927 entstandenes „prismatisches“ Kunstwerk die
„Klarissenkirche“. Viele Vorzeichnungen waren dazu nötig. In der Publikation „Lyonel Feininger in
Ribnitz und Damgarten“, 2016 herausgegeben von Thomas Fehling und dem Kunstverein, sind circa 80 Ribnitz-Arbeiten Lyonel Feiningers abgebildet. Einige davon kann man in der „Galerie im Kloster“ im Original anschauen.
„…eins weiss ich heute schon der Menschheit schenke ich eine neue Weltperspektive; hoffentlich erleb ich’s auch noch, das ich sie in hundert Bildern festlege…“, schrieb Lyonel Feininger am 11. Juni 1914 an seine Ehefrau Julia.